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1001 Kilometer durch das Atlasgebirge und am Atlantik entlang...

Ein Reisebericht über individuelle Motorradtouren in Marokko

Vorbereitung und Ankunft im Land der Berber...

Im März diesen Jahres hatten wir schon Marrakesch besucht und da schon erste Kontakte für unsere jetzige Motorradtour durch das Atlasgebirge geknüpft.

 

Unter anderem stand natürlich die Überlegung an, diese Tour mit dem eigenen Motorrad zu unternehmen - doch unsere BMW war zu dieser Zeit werkstattbedingt unpäßlich und kam also nicht in Frage. Ein weiterer Grund für den Verzicht aufs eigene Motorrad war die ziemlich lange Anreise - und wir hatten nur eine Woche zur Verfügung.

 

Also mußte eine Motorradvermietung gefunden werden. Das ist in Marokko nicht ganz so einfach; Motorroller kann man quasi an jeder Ecke mieten, doch bei Motorrädern sieht es schon ganz anders aus. Wir fanden aber die Vermietung "Atlantic Moto Rent" und dort stellte man uns eine 650er Honda Transalp zur Verfügung.

 

Nach dem Bombenattentat im April in Marrakesch spielte bei der Vorbereitung der jetzigen Marokko-Tour natürlich auch die persönliche Sicherheit eine Rolle. Unsere örtlichen Kontakte stuften das Risiko aber als gering ein und meinten, es sei ein Einzelfall gewesen. Abgesehen davon ist es inzwischen ja überall gefährlich - selbst in Deutschland kann man ja mitunter an einer Bahnhaltestelle totgeprügelt werden.

 

Der nächste Faktor waren unsere Motorradklamotten. Um die Kosten für diese Reise gering zu halten, hatten wir eine preiswerte Pauschalreise nach Agadir gebucht. Im Vorfeld hatte man uns mitgeteilt, dass die kostenlose Mitnahme von Sportgepäck möglich sei. Doch am Tag der Abreise stellte sich heraus, dass die Airline Jet4You eine andere Auffassung davon hatte als wir.

 

Man wollte, dass wir pro Kilo satte 12 Euro zahlen sollten, da es sich plötzlich nicht mehr um Sportgepäck handeln würde. 40 Kilo mal 12 Euro - zuviel für die geplante Reisekasse. Ein Anruf in Marokko und man versicherte uns, dass wir dort Schutzkleidung bekommen würden - also ließen wir unsere Sachen zurück.

 

Das war dann auch schon alles an (speziellen) Vorbereitungen. Wir hatten eine grobe Vorstellung von dem, was wir sehen wollten - Wüste & Berge -, aber wir hatten uns noch keine konkrete Route überlegt. Es kommt sowieso immer anders, als man denkt oder, wie Kölner nunmal feststellen: Et' kütt', wie et' kütt'.

 

Wir fahren lieber flexibel und improvisieren dann auch schonmal. Außerdem teilte uns Mohamed Gam von der Vermietung vorher am Telefon mit, dass er drei Motorradtouren für uns ausarbeiten würde, die die wesentlichen Highlights beinhalten würden. Das mußte dann auch reichen, denn wir hatten leider nur eine Woche Zeit zur Verfügung.

Wir kamen am Samstagabend in Agadir an. Unser Basislager für die drei Motorradtouren in Marokko war das Hotel "La Kasbah" im Zentrum von Agadir. Agadir hat, ausser einem breiten Sandstrand und 300 Sonnentagen im Jahr, eigentlich nicht viel zu bieten. Das liegt daran, dass das ursprügliche Agadir 1960 bei einem Erdbeben völlig zerstört wurde. Neben 15.000 Opfern, die zu beklagen waren, wurden auch alle historischen Stätten zerstört. Was dann neu gebaut wurde, hat halt den Charme eines marokkanischen Seebades aus den sechziger Jahren... 

 

Den freien Sonntag nutzten wir, um mit einem "Four by Four" - so nennen die Marokkaner einen Geländewagen - ein bisschen die Umgebung von Agadir zu erkunden und durch die weiten Dünen von Souss-Massa zu brettern. Unser Fahrer Mustafa Ben Radi, der gleichzeitig auch ein toller Tourguide war, hielt uns für verrückt, als wir ihm von den bevorstehenden Motorradtouren erzählten. Er zog alle Register, um uns davon abzubringen und uns zu weiteren Jeeptouren zu überreden. Doch das kam für uns nicht in Frage; schließlich waren wir ja gerade wegen der Motorradtouren dort hingeflogen.

 

Auch der Reiseleiter im Hotel, dessen Anliegen es natürlich war, uns teure Busausflüge und den Besuch von "echt-marokkanischen" Reiterspielen zu verkaufen, wollte uns abraten. Mit resignierter Miene stellte er nach einigen Anläufen fest: "Aha, Sie sind Selbermacher und brauchen keine Ausflüge". Ja, wir machen es selbst...

 

Am Montag stand dann morgens die Übernahme der Transalp an. Das Motorrad war für sein Alter - Baujahr 2004 und knapp 50.000 km - in gutem Zustand. Was leider nicht geklappt hatte, war die vorhergehende Kommunikation hinsichtlich der Schutzkleidung. Unter Schutzkleidung wurde nämlich nur ein Helm verstanden. Keine Jacken, Stiefel oder ähnliches.

 

Tja, da standen wir nun und guckten ziemlich dumm aus der Wäsche. Die Vernunft sagte "Abbruch", aber der Motorradvirus lockte mit tollen Erlebnissen à la 1001 Nacht...

 

Den Ausschlag für's Weitermachen gab ausgerechnet die marokkanische Rennleitung: Immer wieder fuhren Polizisten auf 1200er RT vorbei und sie trugen, man mag es kaum glauben, nur Stoffhosen und kurzärmlige Hemden. Und da wir uns ja abseits der viel befahrenen Straßen bewegen wollten, das Risiko also kleiner sein würde, redeten wir uns ein, dass wir dieses eine Mal auf die komplette Montur verzichten können.

 

Letztlich sind wir auch so gut durchgekommen, doch beim nächsten Mal werden wir die eigenen Sachen auf jeden Fall mitnehmen.

 

Eine Transalp bin ich noch nicht gefahren. Also verliefen die ersten Kilometer eher übervorsichtig. Vom Vordersitz eines Taxis oder Geländewagens aus, sieht das Verkehrsgetümmel noch beherrschbar aus - vom Sitz eines Moppeds hat man da schon einen völlig anderen Bezug zum Thema. Man ist irgendwie mehr mittendrin und sitzt quasi in der ersten Reihe. Die Hupe ist eines der wichtigsten Methoden, um vorwärts zu kommen. Zweimal kurz anhupen bedeutet für den Vorausfahrenden, dass man vorbei will - und der macht dann auch sofort Platz. Auf den ersten Kilometern wurden meist wir angehupt, doch das änderte sich zusehends...;-)

 

Zum Glück ist Agadir nicht allzu groß und es dauerte nur knapp zehn Minuten bis zum Stadtrand; ab da empfing uns unendliche Weite - kein Wunder, denn Marokko ist fast doppelt so groß wie Deutschland bei noch nichtmal halb so vielen Einwohnern.

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